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Kreativ am Computer ***updated

Geht das? Ja, geht. Nachdem ich vor einiger Zeit beim Literatur-Café auf einen Artikel zu Schreibprogrammen für Autoren gestoßen war, und kürzlich auch noch die Liste der Schreibwerkzeuge beim Schriftstellerwerden-Blog entdeckte, musste ich nun endlich meiner Neugier nachgehen. Einen Mac habe ich schon länger nicht mehr, weshalb Scrivener leider ausfällt obgleich es mich spontan am ehesten angesprochen hat. Die Onlinevarianten widerstreben meinem Sicherheitsempfinden und der allgegenwärtigen Angst vor Plagiaten, aber ein Windows darf neben dem Linux auf meinem Notebook walten, daher also ein kleiner Erfahrungsbericht mit Autoren-Schreibprogrammen unter M$ Windows.

OpenOffice (Win / Mac / Linux / Solaris / Portable)
Der im OpenOffice integrierte Writer ist mein Standard Schreibprogramm – vom Brief bis zur Magisterarbeit hat es für mich schon so ziemlich alles erledigt, vor allem weil es auch bei mehr als 300 Seiten stabil läuft und keine Silbe verliert. Praktisch ist der eingebaute PDF-Export und in der neuesten Edition auch -Import. Ein besonderes Goodie ist die erweitere Notizfunktion, die in der aktuellen Version jetzt verfügbar sind. Man kann seinen Text kommentieren und strukturieren und der Überarbeiten-Modus hebt geänderte Textteile hervor. Außerdem gibt es beim Literatur-Café eine extra Normseitenvorlage, so erspart man sich das immer neue Einstellen.

Die OpenOffice Suite ersetzt ein M$ Office ganz problemlos: kann inklusive Tabellenkalkulation und Präsentationen alles, was man braucht, ist mit allen gängigen Formaten kompatibel, in quasi allen Sprachen verfügbar und kostet nichts; man könnte es auch als “geschenkte eierlegende Wollmilchsau” bezeichnen, die es außerdem auch noch in einer Portable-Edition gibt.
[rating:5]

WritePro Fiction Master (Win/Mac)
Die Installation der Demoversion funktioniert unter Windows XP gut, auch wenn der Installationsbildschirm etwas antiquiert erscheint. Immerhin ein Kapitel des „Autorentrainingsprogramms“ lockt, aber mehrere Darstellungsfehler halten mich dann doch davon ab, mich näher mit dem Programm auseinanderzusetzen. Unter Vista lässt es sich gar nicht installieren. Schade. Den eingebauten „DialogDoktor“ hätte ich gerne näher gesehen. Wer es aufgrund diverser Empfehlungen dennoch kaufen möchte: WritePro Fiction und FictionMaster sind auch bei Amazon gelistet und kosten 19,90€.
[rating:1]

Papyrus (Win/Mac)
Download und Installation kein Problem, Papyrus lässt sich sofort ausführen. Es kommt sehr schlicht daher, hat aber PDF-Export und – meine Freude am Detail – bei Textstilen „Kapitälchen“ zur Auswahl. Sehr nett auch die mitgelieferte „Deutschauffrischung“, eine Kurzgrammatik der Deutschen Sprache; praktisch und nett geschrieben. Ein Blick durch die Reiter und Menüs verrät, dass Papyrus so ziemlich alles kann, was man als Autor jemals brauchen wird. Allerdings ist es auch nicht ganz günstig – die Autorenversion (also das ‚große‘ Pakte inkl. Duden Korrektor 4.0) schlägt schon mit 149,-€ zu Buche. Irgendwie helfen da die 20,-€ Studentenrabatt auch nicht mehr…
[rating:3]

StoryView (Win)
Mit $179,95 schlägt StoryView zu und zeigt sich nach erfolgreicher Installation der Demo eher verwirrend. Ich muss zugeben, dass ich meine Testversuche nach 5 Minuten etwas frustriert abgebrochen habe, was nicht heißt, dass jemand anderes damit nicht erfolgreich arbeiten könnte…
[rating:1]

Page Four (Win)
Schnell installiert und sofort einsatzbereit. Etwas bunt aber super übersichtlich präsentiert sich das englischsprachige Page Four. Dictionaries für 17 Sprachen stehen auf der Homepage zum Download zur Verfügung, darunter Deutsch in alter und neuer Rechtschreibung. Sehr fein. Ebenfalls auf der Homepage ist ein umfangreiches HowTo für nahezu alles, was man mit Page Four machen kann, inklusive Umstieg auf einen anderen Rechner. Wer sich davon überzeugen lässt (was ich gut verstehen könnte), wird mit $34.95 ganz gut dabei sein.
[rating:4]

Rough Draft (Win)
Nach der fehr flinken Installation lässt sich Rough Draft normal starten und kommt sehr minimalistisch daher. Von der Oberfläche her eine Mischung aus einem Word und einem simplen Editor und vielmehr konnte ich ihm auch in fünf Minuten wilten Tippens und Klickens nicht entlocken. Dafür ist Rough Draft Donationware, sprich man kann Geld spenden oder auch nicht. Für alle, denen ein M$ Office zu teuer oder ein OpenOffice zu umfangreich ist, aber gerade recht.
[rating:2]

WriteWay (Win)
Download der Demo und Installation funktionieren super. Die Oberfläche könnte zwar eine Überarbeitung vertragen und ist außerdem auf Englisch, aber immerhin läuft es. Was mir als erstes positiv auffällt, sind die mitgebrachten Beispiele – sie halten sich im Storyaufbau und einigen Schlüsselbegriffen sehr an Campbell, bzw. Vogler. Es gibt Übersichten über Charaktere, den Storyaufbau, und ein „ScratchPad“, wo man alle noch ‚überschüssigen‘ Szenen zwischenlagern kann, bis man weiß, ob und wo man sie im Buch verwenden möchte. Das Ganze funktioniert praktisch via Drag’n’Drop.
$29,- für die Standardedition und $59,- für die Professioneledition – beim derzeitigen Dollarkurs lohnt sich die Anschaffung der letzteren wohl allemal… 😉
[rating:3.5]

NewNovelist (Win)
Es ist Lila. Ob das daran liegt, dass die Editorin des Programms, Lucinda Hawksley, die Ur-ur-ur-enkelin von Charles Dickens ist, weiß ich nicht. Ob das Programm selber lila ist, weiß ich auch nicht, es gibt nur eine Flash-Demo, keine downloadbare Demoversion der Software selbst. Der Flashdemo zufolge handelt es sich bei NewNovelist um eine Art Step-by-Step-Software, vom Namen des Manuskripts über Plot und Charaktäre bis zur fertigen Story und alles grob anhand der Hero’s Journey. Gerade für unerfahrene Schreiber gar nicht schlecht und um 44,99€ bzw. $54,99 immernoch brauchbar.
[rating:3]

Liquid Story Binder XE
Sehr schick, sehr umfangreich und (!) transportabel! Liquid Story Binder XE lässt sich tatsächlich auch auf einem USB-Stick, einer FlashCard oder angeblich sogar auf einem iPod installieren und überall ausführen; in der Uni, daheim, an jedem beliebigen Rechner! Ich persönlich bin ein großer Freund von Portable-Lösungen, also kriegt’s dafür schonmal ein großes Plus. Das zweite gibt’s für die immerhin 11 Sprachpakete inklusive Menü-Übersetzungen und Wörterbüchern, Deutsch natürlich inbegriffen. Nicht auf Deutsch aber sehr umfangreich sind die Tutorials auf der Homepage. Um sich dann in der Arbeitsumgebung wohlzufühlen kann man im Liquid Story Binder verschieden Wallpaper und Farben einstellen; auch lila. 😉 Was ich sehr praktisch finde, ist die Timeline – man kann jedem Charakter eine Timeline zuordnen und in einer Übersicht sehen, wer sich wann wo aufhält, was er macht, etc. Unter Windows vermutlich das „closest as can get to Scrivener“ und das um $45.95 bzw. mit TrialPay auch gratis zu bekommen.
[rating:4.5]

Writer’s Café
Gerade von Woodman noch den Tipp bekommen und bin schwer begeistert. Writer’s Café ist ebenfalls portabel auf dem USB-Stick installierbar und für die mobile Benutzung, beispielsweise auf Netbooks, ausgelegt. Nach der flinken Installation lässt sich die Demo sofort auf Deutsch oder Englisch ausführen und eröffnet eine Arbeitsoberfläche mit OpenOffice-Einbindung, praktischem Pinboard, Storylines und Scrapbook. Das Freischalten zur Vollversion kostet 28,-€, für Studenten gibt es noch 5,-€ Rabatt. Super Tipp, Danke!
[rating:5]

StoryBook (Win / Mac)
StoryBook ist eine auf Szenen basierende Software, die vornehmlich dazu dient, die einzelnen Handlungsstränge eines Buches zu koordinieren, Charaktäre auszuarbeiten und insgesamt nicht den Überblick zu verlieren. StoryBook ist mehrsprachig, kostenlos und übersichtlich. Für etwas erfahrenere Schreiberlinge top! Einen extra Pluspunkt gibt’s dafür, dass StoryBook OpenSource ist. 😉
[rating:4]

Vielleicht ist der NaNoWriMo ja der passende Zeitpunkt, das ein oder andere Schreibprogramm mal auf Herz und Nieren zu testen? 😉

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12 Kommentare

  1. Ich hatte Scrivener auch mal eine Zeit lang getestet und es hat mir auch sehr gut gefallen, aber ich steckte schon mitten im einem Schreibprojekt und hatte nicht mehr die Disziplin meine handgeschriebenen Notizen in das Programm zu tippen…Seit dem herrscht wieder das Chaos der Zettel. Vielleicht Zeit für einen zweiten Versuch.

  2. Pingback: mehr kreative Schreibprogramme | ViennaWriter'sBlog
  3. Pingback: zuckerbrot - Literatur, blog, Kreatives Schreiben, Verlagssuche » Blog Archive » Tagesfunde in den Pagetons.
  4. Stimmt auffallend. Das letzte Mal, als ich mich damit etwas beschäftigt habe, hatte es noch keinen Konverter für Umlaute, etc. Aber nachdem die neue Version meines HTMLeditors das auch mittlerweile kann, werd ich mir LaTEX glatt nochmal anschauen.

    Danke für den Tipp!

  5. Nachdem ich mir alle Empfehlungen von Euch angesehen habe, darf ich vielleicht noch eine Entdeckung meinerseits für die Kategorie Textverarbeitung hinzufügen, die ich persönlich als die ultimative Lösung ansehe:

    NOTEPAD++

    Wie der Name schon verrät ist es dem normalen Windows-Notepad nachempfunden, aber eine wohl mehr als nur „hochgetunte“ Version:

    Man kann einige hundert Files gleichzeitig geöffnet haben, zwischen denen man ohne jegliche Verzögerung herumkliken kann. Die Fenster kann man Ordnen wie man möchte, Anzahl ebenfalls unbegrenzt. Und man kann Hintergrund, Schreibstil, etc. alles frei einstellen, also auch zB. eine Q10 ähnliche Umgebung, mit dem Unterschied, dass man eben auch mehrere Textfelder offen haben kann. Die Felder und Fenster bleiben immer so, wie nach der letzten Session und alles wird automatisch gespeichert. Und, und, und…

    Es ist eigentlich für Programmierer gedacht, aber fürs Schreiben einfach toll. Schnell und zuverlässig und vor allem: Gratis und Portable (weniger als 1MB)!

  6. Pingback: Tagesfunde in den Pagetons. | Original Zuckerbrot
    1. Gute Idee, ich habe eh schon wieder mal verschiedene Software getestet. Momentan bin ich etwas mit der Uni und der Arbeit am Wirbeln, aber im Sommer mache ich dann mal einen neuen Test. 😉 Danke für den Reminder! 🙂

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