Als Krimiautorin im Netz unterwegs

Ja, die #deepsec 2015 hat mich vieles noch einmal infrage stellen lassen. Insbesondere, was wohl die Macher des Internets über mich wissen und denken. Immerhin nutze ich das Netz ja nicht nur für dieses Blog, meine Website, für Amazon und Leserrezensionen, für den Kontakt mit meinen Lesern über meine Facebookseite, Skype für die Telefonate mit der Familie, … sondern auch zur Recherche für das nächste Buch. Waffentechnik, Gifte, Drogen, tödliche Medikamente, welche Teile hat Jack the Ripper tatsächlich herausgeschnitten… Da kommt schon eine beachtliche Menge an „Vergehen“ zusammen. Und das war nur dieses Jahr. Wenn ich jetzt bis 1998, dem Jahr meines ersten eigenen Notebooks mit Modem, zurückdenke, wird die Liste verdammt lang. Und wie arglos ich doch die meiste Zeit dabei war.

Natürlich kann ich mir jetzt denken, dass auch die denken, bei den ganzen Besuchen auf Webseiten von Literaturagenten und Verlagen und dem Mailverkehr mit selbigen, wird das wohl eine Autorin sein. Aber: Will ich überhaupt, dass die sich das denken können? Und will ich, dass jemand anderer das mithören kann (und darf), was ich mit Verlagen aushandele, was ich mit meiner Oma rede oder was ich gestern einer lieben Freundin gemailt hab?

Jeder Mensch hat die Freiheit, seine Zeit darein zu investieren, sich mit Themen auseinanderzusetzen. Und ich kann aus der Erfahrung mit mehreren Autorenverbänden sagen, Autoren tun dies. Ausgiebig. Was da an geballtem Wissen zusammenkommt, wenn es um Kriminelles geht, ist wirklich interessant. Aber wollen wir wirklich, dass alle Welt das so auf dem Präsentierteller bekommt? Klar könnte ich hier darüber bloggen, in welcher Kombination welche Wirkstoffe relativ sicher zum Tod führen und trotzdem als natürliche Todesursache durchgehen würden. Aber das wäre wohl grob fahrlässig von mir. Ist es nicht grob fahrlässig gegenüber uns selbst – und auch allen anderen, wenn wir unsere Kommunikation so öffentlich halten? Oder müssen wir so offen kommunizieren, weil dann dem Terror (was auch immer das so in diesem Schlagwort sein mag) entgegengewirkt wird? Aber wird es das tatsächlich? Die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit lehren ja eher das Gegenteil.

Laura Poitras, eine Kollegin der schreibenden Zunft, aber einer anderen Abteilung – die Journalistin, die die Informationen von Edward Snowden öffentlich machte, schrieb just:

laura_quote

Die Kommunikation zwischen Snowden und Poitras lief über Tor, einen Browser, der anonym im Internet navigiert. Er tut dies, indem er über viele verschiedene Server springt und es somit deutlich erschwert, die Route zurückzuverfolgen. Er ist dadurch zugegeben etwas langsamer als die modernen Mainstream-Produkte wie Chrome, Firefox, Safari oder IE/Edge, aber zugunsten von anonymer Bewegungsfreiheit soll das das kleinste Übel sein. Ich denke, das ist auch für die Recherche eine gute Möglichkeit, wem auch immer die Informationen nicht auf dem Silbertablett zu servieren.

Ohne verschlüsselte Kommunikation wäre die Snowden-Story nie geschrieben worden, sagt Poitras. Weil die Quellen nicht geschützt gewesen wären. Und wie wir uns alle denken können, geht es hier nicht um ein paar Hundert Euro Bußgeld. In dem Fall hat die Datenverschlüsselung möglicherweise Menschenleben gerettet.

„Aber so dramatisch ist mein Leben doch nicht!“, werden sich einige denken. Oder: „Ja, was sollen die denn mit meiner Telefonrechnung anstellen, die ich per Mail bekomme?“ Und vielleicht haben sie Recht. Aber was, wenn in ein paar Monaten Dokumente wie Telefonrechnungen beispielsweise von Krankenkassen gescannt werden – haben Sie vielleicht eine Hotline für Manischdepressive angerufen? Oder hat Sie seit Monaten keiner angerufen? Telefonieren Sie vielleicht jeden Tag zu einer bestimmten Uhrzeit mit jemandem? Oder, oder, oder … Das sind handfeste Hinweise zur Person, zum Gesundheitszustand, zu Versicherungsrisiken. „Ja, aber die dürfen das doch gar nicht einsehen. Das ist ja meine Telefonrechnung!“, werdet Ihr sagen. Stimmt, ist es. Aber sie liegt ja quasi offen ausgepackt vor der Nase von denen, die nur auf genau solche Hinweise warten.

Und was heißt das nun für mich als Autorin? Ich werde mich sicher nicht mit einem Hut aus Alufolie in den Wald hocken und warten, dass das digitale Zeitalter vorüber geht. Ich auch werde nicht meine FB-Fanseite vom Netz nehmen. Auch werde ich weiterhin eMails von meinen Lesern lesen. 😉 Aber ich denke, ich werde gerade mit dem recherchierten Wissen etwas vorsichtiger umgehen. Cloud-Dienste sind zwar eine praktische Angelegenheit, insbesondere, wenn man mit mehr als einem Computer arbeitet, aber die abgelegten Daten zumindest mit einem Passwort zu sichern, sollte schon drin sein. Mal für den Anfang.

Und welche Wirkstoffe in welcher Kombination zu einem natürlich aussehenden Dahinscheiden führen können, behalte ich jetzt auch erstmal für mich. Bis zum nächsten Buch.

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