„Vom Schreiben kann niemand leben.“

Nicht, dass wir es nicht schon seit Jahren wüssten, aber „schön“, wenn die Tatsachen mal wieder schwarz auf weiß zu lesen sind: Vom Schreiben kann niemand leben.

Gerade kürzlich wurde ich mal wieder gefragt, ob ich nicht demnächst meinen „dayjob“ kündigen wollte, wenn ich doch im kommenden Frühling mein Buch veröffentliche. Nee, sicher nicht. 1. macht mir meine Arbeit in der Werbeagentur einfach viel zu viel Spaß und 2. kann man vom Schreiben einfach nicht leben. Im literarischen Amerika vielleicht, vo ‚Castle‘, der millionenschwere Bestsellerautor die abstrusesten Fälle ermittelt, aber hier, am realen, europäischen Buchmarkt??? Wie war das? Man gilt schon als Bestsellerautor, wenn man 2.000 Bücher verkauft hat? Bei ein paar Cent pro Buch kann man davon dann vielleicht mal gut essen gehen oder sich ein paar Schuhe kaufen; eventuell sogar beides. Aber reich wird man davon sicherlich nicht.

Im Artikel heißt es auch so schön, dass es junge Autoren extrem schwer haben. Weil sich die Verlage auf ihre paar „Zugpferde“ verlassen und alles Geld in diese Handvoll Autoren stecken. Allein dann erstmal „reinzukommen“ ist schon nahezu hoffnungslos und wenn man es dann mal geschafft hat, kann man auf gutes Marketing für’s eigene Buch auch nur hoffen. Die Zwei-Klassen-Gesellschaft der literarischen Welt: die gutbezahlten „Zugpferde“ und die breite Masse der Schreiberlinge, die quasi mit „Mindestlohn“ abgespeist werden.

Manche Verlage wollen nicht einmal mehr die marktübliche Preise zahlen – ich erinnere mich an eine quasi fertige Anthologie in meiner Schublade, die insgesamt zwar super angekommen ist bei den Verlagen, aber es scheiterte überall am schnöden Mammon. Nichtmal ein dreistelliger Betrag für die Beiträge namhafter Autoren. Ja, über solche Preisklassen wird da verhandelt, wenn man ein Buch veröffentlichen will. Und sich Dinge anhören wie „wir suchen noch Sponsoren, die dann mal die ersten 5.000 Exemplare abnehmen, dann können wir das Buch auch veröffentlichen; bis dahin müssen Sie sich dann eben gedulden“. Drei Jahre später… Das fällt dann wohl unter die dritte Klasse, über die schon keiner mehr redet: all jene, die Schreiben und Schreiben und verzweifelt nach einem Verlag suchen, aber niemals hineinkommen. Oder sich für das Kunstgeschäft quasi prostituieren – sich ausbeuten lassen und auch noch denken, sie wären gut dran, weil ihre Werke veröffentlicht werden. Ohne jemals einen Cent für ihre Leistungen zu sehen.

Dabei sind die Autoren quasi die Lieferanten für die Verlage. Die Kühe, die sich im Namen des Kunstgeschäfts melken lassen – oder besser gesagt: sich selber melken. Für die Verlage gilt: ohne Milch kein süßer Brei, kein Joghurt und keine Butter auf’s Brot. Und ohne Abnehmer ist auch für die Autoren mit nur Milch alles Käse. Es wäre zu schön, wenn mehr Verlage sich an die symbiotische Beziehung zu den Autoren erinnern würden und auch mal ein paar neue „Geschmacksrichtungen“ auf den Markt brächten. Aber das ist grad nicht „in“.

Nee, da bleib ich hier im Blog doch lieber bei Geschichten über Recherchieren, über’s Schreiben in Cafés oder spannende neue Software für Autoren – das „Endergebnis“ oder der Weg dahin ist – zumindest in Teilen – viel zu deprimierend. Deswegen behalte ich meinen Job. Nicht zuletzt auch wegen der vielen spannenden Ideen, die einem für eines der nächsten Buchprojekte an manchen Tagen in den Kopf schießen. 😉

-> zum Artikel „Vom Schreiben kann niemand leben“ von Jutta Heeß (3sat/Kulturzeit)

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