literatur.social
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Social Media neu gedacht

TL;DR: Kommt ins Fediverse, wir haben da eine Mastodon-Instanz für Büchermenschen, Autor*innen, Buchhändler*innen, Lektor*innen, Covergestalter*innen, Leser*innen, Verleger*innen, … geschaffen: literatur.social (Ja, das ist die komplete URL.)

Fedi-Was?
Also eigentlich ist das Konzept alles andere als neu: Informationen sollen frei zwischen verschiedenen Servern und deren Benutzern ausgetauscht werden können. Das ist der fundamentale Gedanke, auf dem das gesamte WWW, das World Wide Web fußt. eMails funktionieren beispielsweise nach diesem Prinzip: Egal, auf welchem Server man seinen eigenen Account hat, man kann mit allen anderen Mailaccounts weltweit Informationen austauschen. Doch genau dieses verteilte System, würde eMail heute erfunden, würde es gar nicht geben. In den letzten 15 Jahren haben sich zentralisierte Plattformen wie Twitter und Facebook durchgesetzt und es liegt gar nicht im Interesse von Plattformbetreibern, dass Menschen die jeweilige Plattform verlassen und mit anderen Menschen auf anderen Plattformen reden – ganz besonders dann nicht, wenn die Plattform sich durch Werbeeinnahmen finanziert und mehr Geld verdient, je länger Menschen sich auf der Plattform aufhalten.

Zum Glück gibt es noch Relikte aus den Anfängen des Internets wie die eMail, die daran erinnern, dass es auch anders geht. So hat das W3-Konsortium um den WWW-Erfinder Tim Berners Lee vor einigen Jahren eine Technologie geschaffen, um Menschen wieder dezentral zu vernetzen – so wie mit der eMail, nur jetzt auch mit ganzen sozialen Netzwerken.

Neben Twitter und Facebook gibt es bereits ein stetig wachsendes Netz von sozialen Diskussions- und Bloggingplattformen, die sich alle untereinander verständigen können, ActivityPub sei Dank (so heißt die gerade genannte Technologie). Eines dieser Netzwerke ist Mastodon – wie das Urzeittier, daher auch das Maskottchen mit dem Rüssel. Mastodon folgt dem Prinzip von Twitter (Micro-Blogging), allerdings mit längeren Posts (Toots) und der Möglichkeit, ContentWarnings zu vergeben, Beschreibungstexte für Bilder anzufügen und man kann nicht einfach beim Re-Tooten kommentieren, was allerdings eine bewusste Entscheidung der Entwickler ist, schließlich sollen die Menschen miteinander reden und nicht übereinander. Das ist gerade am Anfang gewöhnungsbedürftig, aber es schafft eine sehr angenehme Kommunikationskultur.

Viele Städte, Universitäten, Vereine oder Interessensgruppen haben bereits eigene Mastodon-Server, auf denen Menschen sich anmelden und dann mit allen anderen Accounts auf diesem Server reden können. Das kennen wir von Twitter und Facebook. Aber es geht darüber hinaus, denn alle Mastodon-Server können auch miteinander reden – so wie alle eMail Server miteinander reden können und so können Menschen mit einem Account auf Mastodon-Server A sich auch mit Menschen mit einem Account auf Mastodon-Server B austauschen. Und mit Accounts auf den Servern C bis Z ebenfalls.

Genau wie bei eMail wird der Name des Servers zum Teil des Accountnamens. Beispielsweise @viennawriter@literatur.social und damit wissen alle Mastodon-Server, wohin die Posts und Nachrichten geschickt werden sollen, bzw. wo sie nachgucken müssen, wenn es darum geht, die persönlich Timeline der Nutzer*innen mit den Meldungen der gefolgten Accounts zu befüllen.

Aber mit ActivityPub geht es jetzt nochmal weiter. Jemand, der einen Account auf einem Mastodon-Server hat, kann auch Accounts auf ganz anderen Netzwerken wie zum Beispiel Pixelfed (Instagram Alternative) folgen, Accounts auf Funkwhale (Soundcloud Alternative) oder auch Accounts auf Plume (föderiertes Blogging-System). Und spätestens da zeigt sich die Stärke, die hinter dem ganzen System steckt. Längerfristig haben wir eine Möglichkeit, wegzukommen von zentralisierten Systemen wie Facebook und Co und wieder hin zu einem selbstbestimmten, freien Austausch zwischen Menschen, unabhängig davon, wo diese ihren Account haben.

Das hat neben vielen technischen Vorteilen noch den, dass nicht ein großes Netzwerk wie Facebook hingehen kann und sagen: Wir kaufen jetzt Mastodon. Denn dann müssten sie ja jede einzelne Instanz, also jeden einzelnen Server einkaufen. Außerdem werden damit auch werbefinanzierte Systeme schwieriger – und das ist gut so. Weniger Korrumpierbarkeit tut uns und unserer Demokratie gerade gut.

Dieses weit verzweigte Netzwerk von föderierten Systemen nennt sich „Fediverse„, also föderiertes Universum und umfasst noch viele weitere Netzwerke und Anwendungen als die oben genannten. Seit 2016 wächst es ständig und es kommen mittlerweile beinahe täglich neue Mastodon-Instanzen und andere Anwendungen dazu. So gibt es Netzwerke für Motorradfreunde, Softwareentwickler, Journalistinnen, … und seit drei Wochen auch eine für Büchermenschen: literatur.social.

Kommt gerne dort hin, macht Euch einen Account und schaut Euch um. Wir arbeiten gerade daran, die Feeds von literaturrelevanten Blogs & Diensteanbietern aufzubereiten, dass sie direkt in der Timeline abonnierbar werden. Und apropos Blogfeed abonnieren, für WordPress gibt es ein ActivityPub Plugin, mit dem der ganze eigene Blog im Fediverse abonnierbar wird, ohne dass man zuerst noch einen „Bot“ dazu bauen muss.

Kommt ins Fediverse, wir sind schon dort! Und während Ihr Euch dort umseht (wenn Ihr mögt), sehr ich mal zu, dass ich dieses ActivityPub-WP-Plugin hier zum Laufen kriege. 😉

Zusatzinfo & Transparenzoffensive
Die Instanz literatur.social liegt bei meinem Freund und mir auf dem Server und sollten wir mal zu groß werden, ist der Plan, bei Literaturvereinen nach Spenden zu fragen und die Instanz auf einen gemieteten, größeren Server umzuziehen. Aber für eine Weile geht das noch locker auf unserem eigenen „Blech“. Das bedeutet, wir kennen den Server, wissen wie er aussieht, wissen wo er steht und können jederzeit hingehen und ggf selbst etwas reparieren.

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