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James N. Frey: „Wie man einen verdammt guten Kriminalroman schreibt“

Ok, viele werden James N. Frey wahrscheinlich eh schon kennen, aber ich muss grad mal meine Begeisterung für seine Bücher bekunden. Als Amerikas führender Lehrer für Kreatives Schreiben hat er sich auch über die neue Welt hinaus schon mehr als einen Namen gemacht. Ich habe ja schon viele Bücher über das kreative Schreiben gelesen; dieses wird in Amerika tatsächlich gelehrt und blieb mir beim Studium Anglistik auch im Nebenfach nicht erspart. Aber es gehört zu den interessantesten Dingen, die ich an der Uni bislang gelernt habe. (Außerdem war für mich das Schreiben der Magisterarbeit am Ende nicht einmal halb so schlimm wie für viele meiner Studienkollegen!)

Was mir nun an den Büchern vom Frey so gefällt ist, dass er sich auch auf Campbell und Vogler beruft – die Bücher hatte ich Euch neulich schon einmal vorgestellt. Nicht, dass es mich bei angelsächsischer Literatur ernsthaft wundern würde, aber es freut mich jedes Mal wieder, wenn ich irgendwo vom Campbell lese. In Wie man einen verdammt guten Kriminalroman schreibt erläutert Frey, was es so wertvoll macht, sich an den Mythos, an die Reise des Helden zu halten: „Wenn ich im Zusammenhang mit Kriminalromanen von „Mythos“ oder „mythischen Formen“ spreche, meine ich damit, dass Kriminalromane Anklänge an mythische Formen enthalten und dass der Kriminalroman eine moderne Variante einer sehr alten literarischen Form ist. Der Held des alten Mythos erschlug Drachen (Ungeheuer, die die Gemeinschaft bedrohen) und rettet Frauen in Nöten; der Held im zeitgenössischen Krimi fängt Mörder (Ungeheuer, die die Gemeinschaft bedrohen) und rettet Frauen in Nöten. Alte Heroen und moderne Krimihelden haben viele Eigenschaften gemein: Mut, Loyalität, die Entschlossenheit, das Böse zu besiegen, den Drang, sich für ein Ideal zu opfern, und so weiter.“ Und in Bezug auf The Key: Die Kraft des Mythos, schreibt Frey weiter: „habe ich gezeigt, wie sich heutige Autoren die Kraft des Mythos zunutze machen und uralte Formen und Motive verwenden können, auf die die Leser unbewusst sehr stark reagieren.“

Frey leitet den Leser wirklich Step by Step von der Entwicklung der Charaktäre und Triebfedern der Handlungsstränge über den Plot zur x. Überarbeitung des Manuskripts, was einem viele Stunden wirren Schreibens ersparen kann. Natürlich ist das Schreiben noch immer ein kreativer Prozess und man kann nicht einfach das Buch abarbeiten, aber es immer mal wieder in die Hand zu nehmen und zu schauen an welcher Stelle man sich in etwa befindet, spart tatsächlich Zeit und Frustration. Freys Tipps kommen aus der Praxis und das merkt man, nicht zuletzt an seinen Beispielen; während er dem Leser beispielsweise die Entwicklung der Hauptfigur (sprich: des Mörders) schildert, entwickelt er ebenfalls einen, zeigt, wie es gehen kann. Sehr bildhaft und nachvollziehbar.

Leicht zu lesen, praxisorientiert, kompetent: so sollten Sachbücher überhaupt sein!

[rating:4.5]

Die anderen verdammt guten Bücher vom Frey:

Lasset uns Helden machen!

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2 Kommentare

  1. Ich hab Frey auch begeistert gelesen. Allerdings fand ich seine Bücher eher unterhaltsam, als wirklich wissenswert.
    „Romane und Kurzgeschichten schreiben“ von Alexander Steele fand ich um weiten besser. Eine nette Schritt für Schritt Anleitung mit Praxis.

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