„Wir zahlen übrigens nichts für die Lesung“

STOP. Der Moment, wo man nachts wach wird, und sich über sich selber ärgert, dass man für eine unbezahlte Lesung zugesagt hat – weil das Gespräch so nett war! *headdesk* Ja, ok, ich darf einen eigenen Büchertisch machen und Bücher verkaufen. Aber wo bleibt die Wertschätzung? Und der Lohn? Immerhin bespaßt man da eine Anzahl Personen an einem Abend. Man engagiert ja auch nicht eine Band für eine Veranstaltung für lau. Und wenn die Anreisekosten auch nicht übernommen werden, muss dann noch die Autorin dafür zahlen, dass sie da lesen darf.

Nein, das mache ich nicht mehr. Immerhin will ich als „Pro-Autorin“ von dem leben, was ich mit meiner Autorentätigkeit – also Bücher schreiben, verkaufen, Lesungen halten, Kreativworkshops geben – verdiene. Und wenn ich € 200,- zahle, dass ich an den Lesungsort komme, müssten vor Ort schon alle Zuschauer*innen mehr als ein Buch kaufen, um das wieder reinzuwirtschaften.

Ich werde also heute den Veranstalter anrufen und nachhaken, ob es nicht wenigstens einen Anerkennungsbeitrag gibt – jeder noch so kleine Verein kann zumindest € 20,- oder vielleicht € 50,- auftreiben. Sonst sage ich leider ab. Nicht, weil ich die Lesung nicht machen möchte, aber ich kann es mir schlichtweg so nicht leisten. Vielleicht können sie sich ja mit noch einem anderen Verein zusammentun und ich mach zwei Lesungen an einem Wochenende. Man kann ja über alles reden. Nur nicht mehr über unbezahlte Lesungen.

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3 Kommentare

  1. Ich habe ja eine Zeit lang nebenbei für einen Autor als Sekretärin gearbeitet. Waren Fachbücher zum Thema Erziehung, also ganz anderes Genre, aber ja. Er hat auch Fortbildungen gehalten für die er Honorare kassierte und auch Kurse angeboten und Beratung, aber die PR für die Bücher, dh Radiosendungen, Lesungen usw… wurde ihm nie bezahlt. Dafür verkauften sich seine Bücher besser. Ich dachte eigentlich, dass Lesungen immer ohne Honorar erfolgen, da es ja auch Werbung für die Autorin bzw den Autor ist.

    1. Lesungen im Fiction-Bereich werden üblicherweise bezahlt. Was ich aktuell aus mehreren Netzwerken (Mörderische Schwestern & Syndikat) so mitbekomme, sind ab €150,- aber eher um die €250,- üblich, zzgl. Reisekosten. Wenn man dann sehr bekannt ist, kann das aber auch deutlich mehr werden. Es gibt ja auch genug Lesungen, bei denen Eintritt verlangt wird, da sollte dann auch was bei der/dem Lesenden ankommen. Ausnahme: Benefizlesungen, wo alle Eintrittsgelder & Spenden dann gesammelt gespendet werden.

      Für Radiosendungen, etc., wenn man Interviews gibt oder irgendwo zu Gast eingeladen wird, werden soweit ich weiß zumindest die Reisekosten übernommen – falls man in eine andere Stadt ins Studio muss und das nicht über’s Internet gehen sollte. Das Interview selber fällt unter klassische PR und ist nicht vergütet.

      Bei Non-Fiction, also Sachbücher, kann sein, dass es da mit Lesungen noch anders ist, aber da hab ich aktuell keine Erfahrungswerte.

    2. Das sind in dem Fall auch Äpfel und Birnen. Menschen gehen nicht auf Lesungen von Autoren von fiktionaler Literatur, um sich über ihre Bücher zu informieren, sondern um sich unterhalten zu lassen. Auf einer Lesung werden auch nicht nur die Bücher angeteasert, sondern ein Autor liest oft aus einer breiten Auswahl seines Werks. Kurzgeschichte etc inklusive.

      Für einen Fachbuchautor sind Lesungen nicht nur Werbung für die Bücher, an denen auch ein Fachbuchautor eher schlecht verdient, sondern in erster Linie auch Werbung für die Beratungen und Fortbildungen, die er sonst noch anbietet.

      Bei einem Fiction-Autor ist eine Lesung dagegen
      a) Unterhaltung
      b) den Lesern/Fans das Gefühl zu geben, den Autoren ein bisschen besser kennenzulernen
      c) dann auch Werbung für die Bücher – vielleicht

      Zu Lesungen kommen aus den obengenannten Gründen oft Menschen, die die Bücher ja schon gekauft haben, also gar keine neuen Kunden oder zusätzliche Verkäufe auslösen würden. Manchmal kaufen sie vor Ort, um sich eine Unterschrift abzuholen, manchmal bringen sie die Bücher, die sie schon haben, zum Unterschreiben mit. Und kein Autor würde ihnen dann die Unterschrift verweigern.
      Es kommen auch oft Menschen, die kein Buch kaufen werden, weil was sie von dem Abend wollten – unter Menschen sein, sich unterhalten lassen – haben sie ja bereits bekommen.

      Zu einer Fachbuchlesung gehen dagegen hauptsächlich Menschen, die sich auch für das Thema interessieren, denn die sind doch nun meist eher trocken.

      TL;DR: Lesungen sind für Autoren fiktionaler Literatur keine reine Werbeveranstaltung sondern Teil eines Unterhaltungsangebot und das sollte auch als ein solches entlohnt werden.

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