Google AGB
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Nein, Google Docs ist KEIN Tool für Autoren oder gar wissenschaftliche Arbeiten

Ich bin regelmäßig schockiert, wenn Google Docs mal wieder als unglaublich grandioses Tool für Autoren vorgestellt wird. Ist ja in der Cloud, kann man von überall aus dran, sogar zeitgleich mit mehreren Autoren. Ja klar funktioniert es gut, aber hat schonmal jemand nachgefragt, was Google mit all den Inhalten macht, die es bekommt? Immerhin hat es sämtliche Rechte am Text. Zitat:

„Wenn Sie Inhalte in oder über unsere Dienste hochladen oder einstellen oder in unseren Diensten oder über unsere Dienste speichern, senden oder empfangen, räumen Sie Google (und denen, mit denen wir zusammenarbeiten) das Recht ein, diese Inhalte weltweit zu verwenden, zu hosten, zu speichern, zu vervielfältigen, zu verändern, abgeleitete Werke daraus zu erstellen (einschließlich solcher, die aus Übersetzungen, Anpassungen oder anderen Änderungen resultieren, die wir vornehmen, damit Ihre Inhalte besser in unseren Diensten funktionieren), zu kommunizieren, zu veröffentlichen, öffentlich aufzuführen, öffentlich anzuzeigen und zu verteilen. Diese von Ihnen im Rahmen dieser Lizenz gewährten Rechte dienen ausschließlich zur Durchführung, Förderung und Verbesserung unserer Dienste sowie zur Entwicklung neuer Dienste. Diese Rechtseinräumung bleibt auch dann bestehen, wenn Sie unsere Dienste nicht mehr verwenden, z. B. bei einem Brancheneintrag, den Sie in Google Maps eingefügt haben. Bei einigen Diensten können Sie auf von Ihnen bereitgestellte Inhalte zugreifen und diese aus dem entsprechenden Dienst entfernen. In einigen unserer Dienste wird unsere Nutzung der von Ihnen bereitgestellten Inhalte durch die Nutzungsbedingungen oder Einstellungen eingeschränkt. Achten Sie darauf, dass Sie über die notwendigen Rechte verfügen, um uns eine entsprechende Lizenz für alle Inhalte zu erteilen, die Sie in unsere Dienste hochladen.

Unsere automatisierten Systeme analysieren Ihre Inhalte (einschließlich E-Mails), um Ihnen für Sie relevante Produktfunktionen wie personalisierte Suchergebnisse, personalisierte Werbung und Spam- und Malwareerkennung bereitzustellen. Diese Analyse findet beim Senden, Empfangen und Speichern der Inhalte statt. (Stand 08.01.2018)

Bitte lest selbst nach, es ist der Absatz „Ihre Inhalte in unseren Diensten“.

Ich finde es absolut unverantwortlich, selbst in etablierten Medien wie der selfpublisher vom rennomierten Uschtrin Verlag, Google Docs als Autoren-Software angepriesen zu bekommen. Es ist ggf für den einzelnen sogar geschäftsschädigend. Denn wenn man gerade alle Rechte zur Veröffentlichung, Verbreitung, Aufführung, etc. der Texte an Google gegeben hat, darf man sie dann noch an einen Verlag verkaufen? Auch der Zwischensatz „Diese von Ihnen im Rahmen dieser Lizenz gewährten Rechte dienen ausschließlich zur Durchführung, Förderung und Verbesserung unserer Dienste sowie zur Entwicklung neuer Dienste“ macht die Sache kaum besser, da schon oft genug Teile aus den AGB entfernt wurden – wer weiß, wann dieser Teil fällt und Google als nächstes Geschäftsfeld ins Verlagsbusiness einsteigt.

Gerade zu Google Docs gibt es doch schon lang sinnvolle Alternativen. Im Umfeld des Chaos Computer Clubs hosten viele Hackerspaces und Chaostreffs sogenannte Pad-Server, so auch der C3W (Chaos Computer Club Wien), bei dem ich Mitglied bin. Das ist eine community-maintained Software, die dasselbe tut wie Google Docs, allerdings die Daten verschlüsselt auf dem Server hinterlegt, dass selbst die Admins der Plattform nicht wissen können, was drinsteht. Nachdem es Community-Projekte sind, sind die Pads auch gratis. Der einzige Nachteil ist, dass man sich um Backups selbst zu kümmern hat und wenn man den Link verbummelt, ist das ebenfalls schlecht. Aber dafür hat man auch am Ende noch alle Rechte am Text und es ist extrem unwahrscheinlich, dass irgendwer vor der Veröffentlichung darauf Zugriff hatte (außer natürlich diejenigen, die man dazu eingeladen hat).

Ich persönlich würde in absolut KEINEM Fall jemals auch nur irgendetwas in Google Docs schreiben. Insbesondere dann nicht, wenn ich es auch noch selbst als meine Arbeit veröffentlichen möchte.

-> Link zum Pad Server des C3W (Ja, bitte benutzt die Pads, dazu sind sie da! Ja, es ist wirklich kostenlos.)

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4 Kommentare

  1. Danke für diesen sehr guten Beitrag. Ich wollte mein 1. Buch auch erst über das gdrive tippen, bin dann jedoch auf diesen Artikel von dir gestoßen. Ich bin dankbar, denn a) ist das C3W Pad super einfach und schnell und b) fühlt es sich beser an, zu wissen, dass niemand Zugriff auf meine Inhalte hat.

    Ich danke dir und schicke dir gute Kraft aus Ravensburg.
    Alles Gute dir weiterhin auf deinen Wegen.

    Lieben Gruß
    Alexandros

    1. Herzlichen Dank! 🙂 Freut mich, dass Du mit den Cryptpads glücklich bist. Ich bin auch ein großer Freund davon. 🙂 Vie Erfolg Dir und Deinem Buchprojekt!

  2. Ein paar Jahre später 🙂

    Die Nutzungspolicy wurde überarbeitet und hat einige der von Dir kritisierten Inhalte nachgebessert: https://policies.google.com/terms?hl=de

    Dazu kommt, dass einige der Rechte, die man Google über die Lizenzierung zugesteht, bei zahlenden Google Kunden (e.g. Google Workspace Business Starter) nicht greifen, das zB Crawler von Google bei zahlenden Kunden nicht eingesetzt werden, um Werbung zu generieren.

    Ist eine alte Weisheit: Wenn ein Service gratis ist, dann ist man nicht Kunde, sondern die Ware.

    Google Docs würde ich aus anderen Gründen nicht als Autorentool empfehlen: Meiner Erfahrung nach schwächelt es einfach in der Performance, selbst bei geringfügig formatierten Dokumenten, wenn man mal so über 100 Seiten kommt.

    Liebe Grüße!
    Peter

    PS: Glücklicher Scrivener User

  3. Dass man die Eigentumsrechte komplett abgibt, stimmt so nicht. Da waren bei den ersten AGBs missverständliche Passagen drin. Das war jedoch nur, um das Teilen von Dokumenten überhaupt erst rechtlich abzusichern. Schon damals blieben die Eigentumsrechte umfassend beim Autor. (Aussage „what is yours is yours!).
    In den aktuellen Nutzungsbedingungen steht jetzt klar:

    „Ihre Inhalte gehören weiterhin Ihnen. Das bedeutet, dass Sie alle geistigen Eigentumsrechte behalten, die Sie an Ihren Inhalten haben. Beispielsweise haben Sie geistige Eigentumsrechte an kreativen Inhalten, die Sie erstellen, etwa an von Ihnen verfassten Rezensionen.“

    Als Besteseller-Autor würde ich natürlich trotzdem auf die Google-Cloud verzichten 😉

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