Der Sekretär – Mein erstes Theaterstück

Das Jahr 2023 begann für mich mit einer neuen handwerklichen Herausforderung: Ich durfte mein erstes Theaterstück für eine Schauspielerin und zwei Schauspieler schreiben. Tatsächlich eine Auftragsarbeit für Anita Hofmann von Oculto – Verein zur Realisierung von Theaterprojekten.

Alles fing im September mit der ganz harmlosen Frage an: „Sag mal, ich hab gehört, Du schreibst auch Krimis. Könntest Du Dir vorstellen, ein Krimidinner zu schreiben?“ Ja, das konnte ich mir vorstellen. Dass es sich um Krimidinner-Shows handelt mit 80-100 Gäst:innen pro Aufführung, bei denen die Handlung von Schauspieler:innen gespielt wird und die Leute in den Pausen auf die Bühne gehen und die Requisiten nach Hinweisen durchsuchen können und das Ganze in wechselnden Locations mit unterschiedlichen baulichen Gegebenheiten und ggf. ohne Bühne, begriff ich dann über die nächsten Wochen. Das Briefing war kurz, eine weitere Besprechung dann ausführlicher und aus losen Ideen wurde über mehrere Wochen hinweg ein Handlungsgerüst.

Dazwischen waren mehrere Brainstorming-Sessions mit einer lieben Autorenfreundin, die selbst bereits für Aufführungen geschrieben hat. Wir gingen gemeinsam verschiedene Handlungsoptionen durch. Da es ein Krimi zum Mitraten werden sollte, haben wir die ganze Handlung von hinten nach vorne geplant. Von der eigentlichen Tat zurück zum Beginn des Stücks. Wobei ich den Anfang die ganze Zeit schon im Kopf hatte. Die letzte Szene kam allerdings wirklich erst ganz zum Schluss dazu – und ich mag sie tatsächlich unglaublich gern. Vom ursprünglichen Briefing blieb nur eine einzelne Grundidee über, der Rest musste sich der Plausibilität der zu erratenden Tat beugen. Vor Weihnachten schließlich stand der Plot und wurde von der Auftraggeberin begeistert angenommen.

Im Januar war dann Schreibzeit. Nachdem Figuren, Plot, Tat, Motive, findbare Requisiten und alles noch im alten Jahr geplant waren, ging es zum Jahresbeginn „nur noch“ um’s Runterschreiben. Aber auch das, also die Dialoge und Regieanweisungen sind gar nicht so ohne. Es ist wirklich etwas Anderes, ob man einen Text zum Lesen schreibt, oder eine Handlung, die von Menschen dann gespielt werden soll. Ich habe das gleich am lebenden Objekt erfahren – zuerst die Theorie zu lernen wäre ja auch zu einfach gewesen. ;D Vor allem fehlte mir noch das Gespür dafür, wieviel Dialog und Handlung in 60 Minuten Spielzeit passen und wieviel Regieanweisung tatsächlich notwendig ist und wo es zuviel wird. Ich habe mich also herangetastet und vor allem die Dinge als Handlung angegeben, die wichtig sind, damit das Publikum den Fall versteht. Wenn eine Figur auf etwas erschrocken reagieren soll, beispielsweise. Oder wenn jemand einen Gegenstand versteckt, sodass das Publikum das mitbekommt.

Am 1. Februar war es soweit, die große Abgabe kam und dann saß ich auf heißen Kohlen. Ich wusste, dass der Fall funktioniert, aber ob Form, Menge an Dialog, Handlungshinweisen und Details für’s Ensemble passten, konnte ich wirklich nicht sagen. Und dann endlich eine Nachricht – ach nein, es war noch jemand krank geworden und daher würde es noch ein paar Tage dauern. Weiteres Warten. Schließlich: Alles super! Ein paar Mini-Änderungen, eine kleine Ergänzung und, was mich besonders gefreut hat, sodass ich jubeln durch die Wohnung sprang: Sie wollten unbedingt eine Requisite einbauen, die ich die ganze Zeit vor Augen hatte, aber mich nicht getraut hatte, die so explizit in der Handlung auftauchen zu lassen, weil sie nicht überall leicht zu bekommen ist. YAY!

Apropos Requisiten. Abgegeben habe ich neben dem Manuskript die Figurencharakterisierungen und eine Requisitenliste von Dingen, die die Figuren im Verlauf der Handlung brauchen, irgendwo verstecken, von A nach B tragen und dann nicht mehr haben, etc. Da stehen auch Kleidungsstücke drauf, wenn diese für die Handlung relevant sind, beispielsweise ein Pullover-Paar, einer ohne und einer mit Blutspuren. Während die Charakterisierungen recht schnell stand, war die Requisitenliste beim Schreiben die ganze Zeit ein lebendes Dokument, wo ich immer noch Dinge hinzugefügt habe, bzw. wo sich bis zur finalen Abgabe auch noch Sachen geändert haben. Das Ensemble hat z. B. aus einem Hut ein anderes Kleidungsstück gemacht.

Zwei kleine Überarbeitungsschleifen kamen, dann war alles am 15. Februar abgegeben. Zu dem Zeitpunkt waren 4 Spieltermine an unterschielichen Locations in Niederösterreich angesetzt. Die Premiere war flugs ausverkauft. Und es kam ein fünfter Termin dazu. Auf der Webseite des Vereins Oculto bekommt man aktuell noch Karten für 4 der Spieltage.

Ich hoffe, dass ich vielleicht auch einmal bei den Proben dabei sein kann. Ich bin ja schon unglaublich neugierig, was das Ensemble aus meinem Text macht. Ich hoffe auch, dass ich es auch zu einer der Aufführungen schaffe. Und vor allem bin ich unglaublich gespannt, was das Feedback des Publikums dann ist, ob die Menschen das Stück dann auch mögen.

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