Das neue Manuskript: Ein anderes 1930

Die allerersten – sehr rohen! – Zeilen aus meinem neuen Manuskript.

Viel Spaß damit! Ich bin selbst schon ganz gespannt, wie die fertige Fassung schließlich aussehen wird.

Lisbeth wachte vom Lärm zweier fliegender Automobile auf, die vor ihrem Fenster vorbeirasten. Im Halbschlaf fragte sie sich, was sie so weit unten tun. Es klang nach einer Verfolgungsjagd, so laut wie die Bremsen zischten, als sie um die Ecke jagten. Die Motoren der fliegenden Autos machten mit dem Atomantrieb so gut wie keine Geräusche, nur die Düsen der Höhen- und Geschwindigkeitskontrolle gaben ihre unverwechselbaren zischenden Geräusche von sich.
Lisbeth drehte sich noch zweimal um, kam aber zu dem Schluss, dass sie wohl wach war. Sie schlug die Decke zurück und drückte sich in eine sitzende Position. Schließlich schleppte sie sich müde aus dem Bett und stolperte mit dem zweiten Schritt schon über die schwarze Federboa – es war spät gestern Nacht. Benommen rieb sie sich die Augen und starrte kurz drauf auf die schwarz gefärbten Handrücken. Offenbar war es zu spät, um noch die Wimperntusche ordentlich abzuwaschen.

Sie erinnerte sich, wie sie nach Hause gekommen war. Das Auto oben in der Garage abgestellt und noch den goldenen Sonnenaufgang über den Dächern Berlins gesehen. Kaum ein Automobil am Himmel, unten auf der Straße keine Busse, keine Straßenbahnen, keine Fußgänger, niemand. Nur die Sonne, Berlin und sie …
Sie schaltete das Radio ein, das neben ihr auf dem Nachttisch stand. Es dauert eine Weile, bis die Röhren endlich knisternd und knarzend eine frohe Melodie von sich gaben. Klavier und Oboe – als wäre sie gestern im Cafe Wintergarten geblieben. Ein guter Anfang für einen Tag, der es in sich haben würde.

Sie füllte den Kessel mit Wasser aus dem Hahn und stelle ihn auf den Herd. Der Vermieter hat einen neumodischen Elektroherd einbauen lassen und sie hoffte jeden Tag auf’s Neue, dass der Strom am Morgen funktionierte, sonst käme sie nicht an ihren Kaffee. Es war ein umständliches Konstrukt mit Kabeln zu jeder einzelnen Herdplatte und zum Ofen darunter. Wer sich diesen Unsinn ausgedacht hatte!
Sie putzte sich die Zähne an der Waschschüssel und dachte ein weiteres Mal daran, dass sie endlich zum Seifengeschäft gehen musste, Seife und eine neue Zahnbürste kaufen. 
Der Kessel pfiff. Lisbeth drehte den Herd aus, nahm den Kessel von der Platte, füllte den Kaffeefilter bis oben mit dem dunkelbraunen, duftenden Pulver und goss das Wasser darüber. Eigentlich hätten sie auch einen Atomantrieb für Herde bauen können, das würde die vielen Kabel in der Küche ersparen, die überall im Weg waren.

Aus dem Radio tönte die Fanfare, die die Wochenschau ankündigte. Lisbeth machte drei große Schritte zum Radio und drehte am Lautstärkeregler und das Knistern wurde lauter. Gefolgt von der vertrauten Stimme des Sprechers.
„Meine Damen und Herren, es folgt die Wochenschau. Gestern Nacht gab es in Schöneberg einen Brand in der Schienen-Zeppelin-Fabrik. Dabei wurde das erste Modell des Schienen-Zeppelins so stark beschädigt, dass die Jungfernfahrt, die heute nächste Woche geplant war, nicht stattfinden kann. …“
„Oh nein“, entfuhr es Lisbeth. 
„… gehen von Brandstiftung aus.

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