Hörbücher produzieren

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Markus Stromiedel

Mit Markus Stromiedel zum Selfpublishing von Hörbüchern, Aufnahmetechnik, was tun bei Versprechern, die Nachbearbeitung, Nebengeräusche – und einem Leifheit Wäscheständer.

Musik am Beginn: Adam Selzer, „Vintage News“

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Shownotes

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Markus Stromiedel
Kino im Kopf / Kopf-Kick
tatort-schreibtisch.de

Thomann (vermutlich alles, was man je an Audioequipment brauchen oder wollen kann)
Teleprompter App „ProPrompter Studio“
Auphonic
Hörmordkartell
Bookwire
Amazon ACX (Audiobook Creation Exchange)
Audacity
Napster

Notizen

Marus Stromiedel hat einen kleinen Verlag gegründet und produziert selbst Hörbücher in Studioqualität; zuerst nur für seine eigenen Bücher, dann auch für einige Kolleg*innen und mittlerweile ist eine ganze Hörbuchreihe daraus geworden.

Die Grundidee war, dass Leser*innen den Autor*innen bei Lesungen gern zuhören. Warum also nicht die Lesung zu den Leser*innen nach Hause bringen? So kam es zu der Tatort-Schreibtisch-Reihe „Autoren Live“. Bei allen Hörbüchern dieser Reihe interpretieren die Autor*innen selbst ihre Bücher.

Markus‘ Vortrag zu Hörbüchern auf der diesjährigen Criminale war gut besucht. Markus hat aber alle gewarnt und gesagt, sie sollen es sich sehr gut überlegen, ob sie das wirklich selber machen wollen, vermutlich hat sich deshalb noch niemand bei ihm gemeldet für ein selbstproduziertes Hörbuch.

Markus hat mit seinen eigenen Büchern angefangen. Schon sehr früh hat er die Hörbuchrechte seiner Romane bei sich behalten. Für das erste Buch wurde vom Verlag ein Hörbuch produziert, danach aber keine mehr, weil es sich damals für den Verlag nicht lohnte, eine aufwändige CD-Produktion mit Booklet und 6-8 CDs zu machen (das war vor Downloadzeiten). Sein erstes Buch war Spitzentitel beim Verlag mit einer großen Werbekampagne, wo die CDs gleich mit produziert wurden, trotzdem war das Ergebnis für Markus nur unbefriedigend. Wirtschaftlich war es ok, die Lizenzen wurden gezahlt. Aber das Ergebnis war ein auf die Hälfte gekürztes Buch, das überdies zwar von einem Top-Sprecher gesprochen wurde, aber wie er es gesprochen hatte, passte gar nicht zu dem, wie Markus selbst sich das Buch vorgestellt hatte.

Beim zweiten Buch gab es keine große Werbeaktion und auch keine Hörbücher mehr – zu dem Zeitpunkt muss ein Autor schon ein Selbstläufer sein. Beim Verhandeln des dritten Buches nutzte er die Chance und behielt die Hörbuchrechte bei sich.

Nach einigen Jahren bot sich die Gelegenheit, die Hörbuchrechte in die Tat umzusetzen. Nachdem sich gerade der Markt komplett gewandelt hatte und Downloads aufgekommen waren, nutzte er die Chance.

Einen Hörbuchdownload zu produzieren ist ungleich günstiger, als eine CD-Produktion. Man hat „nur“ die Arbeit der Aufnahme, die Investition in die Produktion der Tonträger fällt weg.

Die ersten Bücher sind im Leseförderprogramm Kopf-Kick zu finden. Das waren große, aufwändige Produktionen mit einer halben Stunde Filmmusik eines befreundeten Filmkomponisten. Der Erfolg war so groß, dass daraus der mut für das Projekt „Autoren live“ entsprang.

Filmmusik und was die Dimension „Ton“ noch alles zum nicht-nur-Text dazubringt … Bücher wirken auf einmal ganz anders.

Es gibt Unterschiede, ob man Bücher liest oder vorliest.

Am 1. August ist gerade der nächste Band von Markus‘ Kommissar Selig Reihe erschienen, die folgenden zwei Bände erscheinen im September und Oktober. Die Hörbuchrechte der ersten Bände liegen bereits wieder bei ihm und damit hatte er die Chance, die Bücher als ungekürzte Hörbücher noch einmal komplett neu aufzunehmen.

Zu Markus‘ Verwunderung haben sich die ersten Bücher besser vorlesen lassen als die neueren. Der Sache will er noch auf den Grund gehen.

Aber der Hinweis ist gut: Gleich beim Schreiben dran denken, ob man den Text dann später auch gut vorlesen kann!

Laut vorlesen ist ohnehin ein guter Tipp, um sich dem eigenen Manuskript noch einmal neu zu nähern; wie wenn man die Schrift wechselt oder das Schriftbild tauscht, hat man nochmal einen ganz anderen Blick darauf.

Dass es das erste Buch der Kommissar Selig Reihe schon als Verlagsproduktion gibt, hat Markus nicht gestresst. Das gibt es auch noch immer in der gekürzten Fassung mit professionellem Sprecher zu kaufen. Aber jetzt auch die ungekürzte Lesung vom Autor selbst.

Markus hat übrigens auch eine Sprecherausbildung.

Stressig wurde es erst beim (Vor-)Lesen; das Buch hat 14 Stunden. Das heißt, man sitzt 14 Stunden da, plus all die Stunden, die man anhält, wiederholt und korrigiert, … Das sind am Ende gut 30 Stunden, die man liest und liest und liest. -> Jetzt eine gekürzte Fassung! 😉

Aber wenn das Buch dann fertig ist mit Musik und fertig produziert, dann ist alles gut. Dann gibt es eine Fassung, wo wirklich jedes Wort so ist, wie man es haben wollte, wo man es geschrieben hat. Das ist sehr, sehr schön.

Wenn man als Autor*in beim Cover schon nicht mitreden kann, ist das meist schon schlimm genug. Aber wenn dann noch ein/e Sprecher*in das Buch interpretiert und es klingt auch noch ganz anders, als man es sich beim Schreiben vorgestellt hat, dann sind Autor*innen schon sehr unglücklich.

Es gibt tolle Sprecher*innen, die ein Buch auch auf’s nächste Level bringen können. Aber nicht jede/r Vorleser*in ist für jede/n Hörer*in geeignet. Viele unterscheiden auch gar nicht, ob es ein Schauspieler*innen-Hörbuch oder ein Autor*innen-Hörbuch ist. Am Ende ist auch völlig egal, wer das Buch vorliest, am Ende muss ein gutes Hörerlebnis stehen. Daher sollte man, bevor man selbst ein Hörbuch aufnimmt, nochmal in sich gehen und ehrlich zu sich sein: Kann ich das?

Nochmal zurück zu den Stunden: Markus sagte vorher, dass er für ein Hörbuch von 14 Stunden Länge 30 Stunden Aufnahmezeit gebraucht hätte. Aber 1:2 ist schon ein sehr guter Schnitt! Bei den Aufnahmen im Studio, bei denen sich der Tontechniker um die ganze Aufnahme kümmert, ist man viel konzentrierter am Text und kann nach einer kurzen Unterbrechung sofort weiterlesen. Da kommt man schneller voran.

Wenn man ein Hörbuch selbst aufnimmt, muss man ständig die Rollen wechseln: Lesen – merken, dass etwas nicht passt – als Tontechnier an den Rechner gehen – Aufnahme stoppen – an die Stelle zurückfahren – usw. – usw. – dann wieder in das Gefühl des Lesen zurückfinden; das ist unglaublich zeitaufwändig.

Das ist beim Podcasten übrigens auch so, dass man Teile neu aufnimmt, weil etwas noch nicht passt. 😉

Vor allem hat man, wenn man etwas neu einspricht oder noch etwas dazwischenstückelt, immer Brüche drin.

Und jetzt die Sache mit dem Leifheit Wäscheständer … Das ist nämlich die einzige Chance, als Autor*in einen Wäscheständer von der Steuer abzusetzen! 😉

Markus hat sich an sein jetziges Setup herangetastet. Die ersten beiden Bände der Torwächter Reihe hat er mit einem befreundeten Tontechniker im Tonstudio aufgenommen. Für das Leseförderprojekt hat er einen sehr guten Preis für die Stunden dort bekommen. Das dritte Buch hat Markus im Büro mit einem MP3-Player/Aufnahmegerät aufgenommen, das Ergebnis war allerdings dasselbe. Wieder musste der Tontechniker die ganzen Aufnahmen noch einmal anhören und hat viele Stunden dran gesessen. Deswegen haben sie dann für die Autoren Live Reihe ein neues Setup entwickelt.

Die erste Überlegung war, dass ein Headset nicht geht, weil man für eine Hörbuchaufnahme vor dem Mikrophon flexibel sein muss. Man spricht nicht immer gleich in das Mirko, sondern man geht z.B. ein Stückchen weiter zurück, wenn man brüllen will. Für die Figuren hat sich Markus Positionen im Raum gesucht – der Kommissar ist rechts oben an der Seite, der Bösewicht ist unten links, etc. und das Hinbewegen mit dem Körper zu den Figuren im Raum – manchmal nur ein Zentimeter! – hilft, die Stimme um diese Nouance zu verändern, dass der Tonfall erkennbar ein anderer ist.

Ziel für Markus: ein Hörbuch muss im Idealfall wie ein Hörspiel sein.

Mit einem passenden Mikro und dem Rest vom Setup hat sich Markus dann unter den mit Decken behängten Leifheit Wäscheständer gesetzt – weil der in der Mitte kein Kreuz hat! Wäscheständer mit Decken erzeugt eine sehr trockene Atmospäre.

Markus‘ Setup:
* lüfterloser Laptop mit SSD (leise)
* Mikro: Shure SM 7B
* Mikroverstärker: Tube MP
* Steinberg USB Audiointerface UR 22 MKII
* stabiler (Tisck) Mirkofonständer
* diverse Verbindungskabel
* ein guter Kopfhörer, den man lange tragen kann
* Schnittprogramm: Audacity
* und ein Leifheit Wäscheständer

Klaudias bisheriges Setup (zum Vergleich):
* Mikro: Rode NT01
* Mikrofonspinne: Rode SM6 mit Gewebe-Popschutz
* Tisch-Mikrofonarm: Rode PSA-1 (weil stark genug, das schwere Mikro plus Spinne & Popschutz zu halten)
* Aufnahmegerät: Zoom H4n
* diverse XLR Verbindungskabel & SD-Karten
* Kopfhörer: Beyerdynamic DT-770 Pro 250 Ohm (mit Plüschbezug, Leder schwitzt mir zu sehr)
* Schnittprogramm: Reaper mit Ultraschall Plugin
* bisher kein Leifheit Wäscheständer, der kommt noch, wenn ich mich mal dranmache, Hörbücher aufzunehmen! 😉

Zum Podcasten verwende ich meist das Zoom H4n plus Headset (AKG HSC-271). Das Headset hat einen XLR Anschluss und kann mit einem Audiointerface (z.B. Blue Icicle) auch per USB an den Rechner gehängt werden – das mach ich, wenn ich bei anderen Podcasts zu Gast bin und remote dazugeschaltet werde.

Zurück zu den Hörbüchern …
Markus nimmt direkt in eine Stereospur im Schnittprogramm auf. So prüft er schon während der Aufnahme mit dem Kopfhörer, ob er übersteuert o.ä.. Immer sauber aussteuern ist zwingend notwendig: zwischen -24 und -18db, Peaks bis -6db, das ist auch die Vorgabe/Lieferbedingung für Audible.

Beim Podcasten nehme ich mit dem Headset ins Aufnahmegerät auf, Markus macht das etwas schlauer, indem er direkt ins Schnittprogramm aufnimmt und währenddessen überarbeitet. Wenn er sich bei einem Absatz verspricht, spult er gleich zurück und macht ihn neu, anstatt ihn stehen zu lassen, um zu vermeiden, bei der Postproduktion versehentlich einen ganzen Absatz zu überarbeiten, um dann festzustellen, dass danach „Unterbrechung“ / „der Absatz nochmal neu“ kommt.

Markus‘ Vorgehensweise bei Versprechern:
– zurückspulen
– Absatz löschen
– Curser ans Ende der Aufnahme geben
– ca 10 Sek zurückgehen
– anhören, was man gesprochen hat
– mitsprechen, um in den Fluss und Tonfall wieder reinzukommen
– am Ende der Aufnahme hört das Programm automatisch auf
– während des Sprechens mit einem Tastendruck die Aufnahme wieder starten

Auf die Art kann er die „Anschluss-Sprünge“ auf ein Minimum reduzieren.

Man muss allerdings sehr aufpassen, dass man nicht „technisch“ liest. Wenn man im „Tontechniker-Modus“ ist, wird die Aufnahme nicht gut. Bei der Aufnahme muss man sich klar machen: Du bist der/die Sprecher*in, der/die in das Buch mit den Hörer*innen eintaucht! Das Eintauchen ist das Wichtige! Wenn man unterbricht um etwas zu schneiden, dann muss das nebenbei passieren und sobald man wieder liest, muss man wieder in der Geschichte drin sein.

Wenn man am Audiomaterial arbeitet, ist das anders, als wenn man an einem geschriebenen Text mit Absätzen und Seiten arbeitet. Man sieht die Wörter nicht, sondern nur „Schlangenlinien“. Man kann auch nicht nach einem Wort suchen, sondern im Zweifelsfall muss man alles nochmal anhören.

Markus ist schon ein paar Schritte weiter, er kann die Wellenformen schon „lesen“. Man kann zwar keine Wörter lesen, aber erkennen, wenn sich etwas wiederholt. Beispielsweise das Wort „Kapitel“ sieht immer gleich aus und hat immer den gleichen Abstand von 4-6 Sekunden davor. Markus sieht über die Wellenlinien, wo die Kapitel beginnen. Daneben hat er den Text mit gut erkennbaren Absätzen auf einem zweiten Rechner offen. So hat er sowohl Text als auch Audioaufnahme zeitgleich im Blick und kann relativ schnell zu bestimmten Abschnitten springen.

Wenn er vielleicht mal „abgesprungen“ statt „aufgesprungen“ gesagt hat, sucht er sich eine andere Stelle mit demselben Wort und falls es das nicht gibt, dann mit derselben Silbe, um diese dort zu kopieren und an der fehlerhaften Stelle zu ersetzen. Wenn es nicht 100%ig passt, sind die Höder*innen meist gnädig oder denken, die/der Sprecher*in hatte Schluckauf. Oder sie merken es überhaupt nicht.

Tontechniker machen Flickarbeit mit einzelnen Silben durch den Text durch.

Wenn man ein Hörbuch selbst aufnimmt, muss man sich vorher darüber im Klaren sein, dass man sehr viele Dinge einfach selber tun muss, wie beim Selfpublishen eines Buches auch. Als Verlagsautor*in schreibt man das Buch und das war’s. Als Selfpublisher*in muss man sich auch um Cover, Buchsatz, Werbung, Pressearbeit, etc. kümmern -> alles Arbeiten, die einem vom Schreiben abhalten!

Markus hat mehrere Wochen an den aktuellen drei Hörbüchern gearbeitet – jedes über 400 Seiten. „Eins mit 480 Seiten einzusprechen ist ja auch irgendwie eine bescheuerte Idee.“
„Könnte von mir sein!“
Aber das ist der Preis, dass das Buch hinterher bei Sudible, Napster, etc. zu kaufen ist. Aber es ist einfach eine Schweinearbeit. Zusätzlich zu all den Stunden, die man das Buch vorher schreibt! Und Vertrieb, Pressearbeit, etc. für das Hörbuch auch nochmal …

Hörbücher sind ein ganz eigenes Feld.
Und Hörbuchhörer*innen sind ganz anders als Leser*innen.
Es gibt einmal die reinen Höder*innen, dann eine kleine Gruppe von Menschen, die kaufen sowohl das Buch oder eBook und das Hörbuch, um z.B. im Auto weiterhören zu können.
Was nicht passiert ist, dass Hörbuchhörer einem Leser wegnehmen. Und Leser*innen die streamen (z.B. Napster), sind wieder ganz anders, die suchen nicht nach einem bestimmten Buch, sondern schauen sich im aktuellen Angebot um. Ach die nehmen keine Leser*innen weg, sondern sind ein ganz eigener „Markt“. Deswegen gibt Markus die Bücher auch sofort ins Streaming, sobald sie herauskommen.

Spannend: Wer überhaupt kein Kunde eines Download-Hörbuchs ist, sind Besucher von Lesungen! Auch wenn bei Lesungen viele fragen, wann die Bücher als Hörbuch rauskommen, die Erfahrung aller Autor*innen ist, dass die Hörbücher bei Lesungen nicht genommen werden. Wer nur wegen solcher Anfragen bei Lesungen Hörbücher machen will, sollte es lassen. Man muss bereit sein, bei Audible und ins Streaming zu gehen.

Zurück zur Postproduktion – diese Nebengeräusche!
Die Stimme ist nicht jeden Tag gleich und ein Hörbuch liest sich nicht an einem Tag. Man hat also zwangsläufig Brüche drin, das lässt sich nicht vermeiden.

Es ist immer dann gut, wenn man die Stimme nicht überlastet – 2 bis 4 Stunden pro Tag lesen und über mehrere Wochen aufnehmen ist gut. Man sollte auch immer schon geredet haben, bevor man aufnimmt, sonst ist die Stimme noch zu rau.

Markus hatte sich schonmal zeitlich verkalkuliert und musste dann 8 Stunden am Tag sprechen. Da war der Unterschied zwischen der letzten Stunde vom Vortag und dem Anfang vom nächsten, ausgeschlafenen Tag sehr deutliche Unterschiede. Aber die Hörer*innen akzeptieren das sehr schnell.

Nebengeräusche sind dafür die Hölle.
Zum Einen Geräusche, die vom Sprecher selber kommen, z.B. wenn man zuviel Speichel produziert – Blubbern vor’m „L“ oder Knackser am Satzende. Das ist in der Nachbearbeitung die Hölle und es wird trotz vielen Stunden Arbeit trotzdem nicht perfekt.

In jedem Fall Probeaufnahmen machen und jemanden zum Hören geben, der schon im Tonstudio gearbeitet hat, hilft ungemein.

Eine Lösung für z.B. das Speichelproblem ist, einige Stunden nichts zu trinken vor dem Einsprechen. Das ist zwar in der Situation zwar anstrengend und über Wochen auch nicht leicht, aber es reduziert die Nachbearbeitung um ein Vielfaches.

Keine glatten Flächen und alles mit Stoff auslegen/abkleben, damit kein Hall oder Nebengeräusche entstehen. Eine Sprecherkabine ist sehr hilfreich.

Nicht ans Mikrofon anstoßen und auch nicht zu dicht drangehen.

Je sauberer die Aufnahme, desto einfacher die Postproduktion!

Papierrascheln ist auch nicht gut. Man kann stattdessen mit einem Tablet arbeiten, den Text als Textdatei auf’s Tablet laden, das Wischen hört man nicht, Blättern hingegen schon. Wenn man mit Papier arbeitet, dann in jedem Fall schräg halten, dass eventuelle Knackgeräusche nicht auch noch durch die Resonanzfläche hinter dem Mikro verstärkt werden.

Ein gutes Mikro ist auch extrem hilfreich. Das vom Markus hat z.B. nur einen sehr kleinen Bereich, dass ein entfernt zu hörendes Flugzeug z.B. gar nicht mit in der Aufnahme war.

Ein gutes Setup kostet so um die € 500,- – eine Investition die sich lohnt, weil sie am Ende Arbeit spart.

Ich hab ja während der Sprecherausbildung festgestellt, dass ich Spaß daran habe, u.a. auch an Nachrichten sprechen. Die Sprecherkabine bei der Sprecher Akademie war zwar sehr klein, aber es hat Spaß gemacht.

Bei einem kleinen Auftrag hatte ich mal einen Teleprompter – das war extrem praktisch. Das Ganze lief als App auf sowohl einem iPad als auch einem iPhone; das iPad war fixiert vor mir und am iPhone konnte man nebenbei die Geschwindigkeit steuern.

Bei der Aufnahme ist man ja auch nicht vor Publikum, dass man Angst haben muss, sich am Tablet zu verblättern.

Beim Podcasten mach ich es mir ja einfach mit Auphonic.
Markus macht Knackser, etc. in der Postproduktion manuell raus.

Die ersten zwei Stunden müssen perfekt sein, um die Hörer*innen „am Haken“ zu haben. Nach den ersten zwei Stunden lässt Markus schonmal Knackser innerhalb eines Wortes drin. Sehr scharfe Knackser müssen aber alle raus.

Man wundert sich, was auch in Profibüchern noch alles drin ist! Die Hörer*innen sind offenbar eine Menge gewöhnt. Natürlich muss man eine gute Arbeit abliefern, aber 100% knacksfrei muss man es nicht machen.

Podcasts sind dagegen überhaupt stressfrei, die müssen nicht perfekt sein. Es gibt zwar auch Radioproduktionen mit vielen Sound-Ebenen, die als Podcast veröffentlicht werden, aber der Großteil sind „Privatproduktionen“, wo Menschen sich einfach unterhalten und da gibt es dann auch einfach Nebengeräusche, wie ein Kind einen Ball fängt, die Katze vom Tisch fällt oder sonstwas.

Wenn man ein Hörbuch professionell aufnehmen und verkaufen will, sollte man das allerdings deutlich enger sehen.

Und lohnt sich das mit diesen Hörbüchern eigentlich?
Manche Hörbücher haben € 50,- eingebracht, andere mehrere tausend. Wenn man eine gute Fanbase im Internet hat und bereit ist, im Netz auch was dafür zu machen, dann kann das gut werden. Aber es ist kein Selbstläufer und der Erfolg ist auch unabhängig von der (Audio-)Qualität.

Die Antwort ist aber beim Schreiben dieselbe: Wenn jemand fragt „soll ich ein Buch schreiben?“, dann muss derjenige vor allem Spaß am Schreiben haben, dass es in jedem Fall am Ende keine verlorene Zeit war! Man muss Spaß am Schreiben und auch am Aufnehmen haben. Um reich und berühmt zu werden, taugen weder das Schreiben noch das Aufnehmen.

Genremäßig laufen Jugendromane und Krimis gut. Komödien werden schon spezieller. Kurz gesagt: Was sich am Buchmarkt gut macht, läuft auch als Hörbuch gut.
Gute Bewertungen sind extrem hilfreich! Wenn ein Buch im Ranking steigt, findet es dann wieder neue Hörer*innen und bekommt wieder weitere Bewertungen. Das Muster zieht eigentlich immer.
Autor*innen, die erfolgreich sind mit ihren Büchern, viel unterwegs sind auf Lesungen, die sind auch mit Hörbüchern erfolgreicher.
Ein Autor, der eine starke lokale Fangruppe hat, der lokal viele Lesungen macht, viele Bücher verkauft, aber bundesweit kaum bekannt ist, von dem haben sich die Hörbücher auch kaum verkauft.

Immer auf die Zielgruppe achten! Man muss die Kunden erreichen, die auch Hörbücher hören.

Das Hörmordkartell macht Krimi-Kurzgeschichten als Hörbücher. Markus hat da noch nichts veröffentlicht und ich hab noch keine Antwort bekommen.
Das Hörmordkartell sucht sich ihre Fanbase zusammen – die Nische ist klein! Aber sie machen das bislang sehr ambitioniert.
Markus hat dafür zwei Kurzgeschichten als Hörbuch-Singles veröffentlicht, die schon eine große Zahl an Rezensionen haben. Die Nische „Kurzgeschichte als Hörbuch“ scheint durchaus interessant zu sein.
Das Hörmordkartell hat übrigens nicht nur professionelle Sprecher, sondern auch Aitor*innen, die ihre eigenen Geschichten sprechen.

Audible, Napster, Spotify, Apple Store, Google Shop, …
Markus hat einen Buchverlag mit Gewerbeanmeldung, Handelsregister, etc.pp. und damit ganz andere Möglichkeiten. Bookwire z.B. macht nur Verträge mit Verlagen, nicht mit „Einzelkämpfern“.

Joanna Penn macht rein Selfpublishing und veröffentlicht auch ihre Hörbücher via Amazon ACX selbst.

Den Hörer*innen ist es übrigens vollkommen wurscht, wie ein Buch entstanden ist, es muss einfach eine Profiarbeit sein. Das ist dasselbe wie beim Selfpublishing. Da muss ein Lektorat und ein Korrektorat drübergehen. Und beim Hörbuch muss einfach eine wirklich gute Qualität vorliegen.

Für Selfpublishing Bücher gibt es schon „Komplettservices“, um ein Buch komplett selbst herauszubringen. Vielleicht wird es so etwas auch einmal für Hörbücher geben. Ich kann mir das gut vorstellen, Markus ist vorsichtig gespannt, weil gerade die Qualitätsfrage im DIY Bereich eine große ist.

Der von mir häufig zitierte Cory Doctorow liest seine Novellas übrigens in seinem Podcast vor – immer so auf 20 Minuten und über mehrere Episoden hinweg. Das wäre vielleicht ein Format, mit dem man experimentieren kann, bevor man sich 90 Stunden an ein volles Hörbuch begibt (und dann nur € 50,- einnimmt).

Mixed Media und Buchserien, die einfach irgendwann aufhören – ich finde, das ist ein Problem.
Markus kann den Verlag verstehen, wenn sie nach einem Buch, das rote Zahlen gebracht hat, keine weiteren Hörbücher produzieren. Aber für die Hörer*innen ist das eine Katastrophe.

Markus hat immer alle Bücher produziert, die er den Leser*innen und Hörer*innen auch versprochen hat. Aber Verleger sind da finanziell (leider) sehr vorsichtig. Für die Hörer*innen wäre es aber gut, das Buch dennoch zu machen – vielleicht als Podcast, mit einem anderen Sprecher, etc. Es gibt schon Möglichkeiten, die aber Kreativität und Flexibilität erfordern. Und das haben Verlage meist nicht.

Der gute Rat an alle, die jetzt noch immer überlegen, ob sie das mit dem Hörbuch selber machen mal probieren sollten:
Wenn man bereit ist, viel Arbeit zu investieren, viel selbst zu machen, sich vorab viel zu erarbeiten, zu üben, etwas Neues zu lernen, … – wenn man daran Spaß hat, ist das eine spannende Sache!

Man kann mal vorsichtig damit anfangen, sich Audacity runterzuladen und einfach mal eine Aufnahme zu starten. Dran denken, an Audiacity zu spenden! 🙂 Dann Menschen vorspielen und fragen, was sie davon halten – vllt auch Menschen fragen, die einen nicht mögen, damit man eine ehrliche Antwort bekommt.
Der nächste Schritt ist, mal 20 Minuten am Stück aufzunehmen. Und sich dann überlegen, wie es ist, wenn man das jetzt 30 Stunden lang macht. Hab ich da Lust drauf?
Wenn die Antwort noch immer Ja! ist, dann schauen, ob man sich Technik ausleihen oder ein Studio anmieten kann.

Für Markus ist es mit den 4 Hörbüchern, zu denen jetzt nochmal 3 dazu kommen, ein wesentlicher finanzieller Faktor im Einkommen geworden.

Aber gerade am Anfang muss es Spaß machen!

Und zum Anfang ein Buch nehmen, das standalone ist und nicht der zweite oder dritte Teil einer Serie.
Zum Üben eignet sich vielleicht eine Kurzgeschichte.

Beim Selbertun merkt man dann, welche Tricks und Kniffe die Profis machen – das macht den großen Spaß an der Sache aus!
Was Neues lernen ist immer toll. Das Schlimmste ist, wenn etwas langweilig wird.

Markus Stromiedel ist im Netz zu finden unter:
tatort-schreibtisch.de -> Autoren live
kick-verlag.de
Napster

Amazon und Audible nehmen übrigens ca 50% Provision. Alle anderen Vertriebswege sind für die Autor*innen besser! Wir wollen ja alle, dass möglichst viel bei denen ankommt, die die Bücher schreiben/aufnehmen! 🙂

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3 Kommentare

  1. Natürlich musste ich den Podcast anhalten und nachsehen, wer der Profi-Sprecher war, der Markus nicht gefallen hat.

    WOW. Ich bin fast vom Stuhl gefallen. Einer meiner Lieblingssprecher. Hm. Werde mir mal die Hörproben beider Hörbuchfassungen anhören.

    Jetzt aber erstmal weiter im Podcast 🙂

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